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Aus erster Hand

Ausgabe Nr. 89
Nov. 2011
Internationales

Editorial Gaudenz Silberschmidt. Grippeepidemien, Lebensmittelkrisen, Medikamentenhandel oder Entwicklungshilfe: Viele Gesundheitsfragen verlangen globale Antworten. Die WHO, – die UNO-Koordinationsbehörde für die internationale öffentliche Gesundheit, – nimmt diese Aufgabe seit über sechzig Jahren wahr. Als einzige globale Regulationsinstanz im Bereich Gesundheit setzt sie international gültige Regelwerke und Standards fest, die den einzelnen Ländern als Wegweiser für ihre nationalen Gesundheitspolitik dienen. So auch der Schweiz: Unsere nationalen Präventionsprogramme in den Bereichen Tabak, Alkohol sowie Ernährung und Bewegung orientieren sich mitunter an den entsprechenden internationalen Strategien, Übereinkommen und Resolutionen der WHO. Ebenso hatte der WHO-Aktionsplan für die Prävention und Eindämmung von nicht­übertragbaren Krankheiten Einfluss auf den Entwurf für unser Präventionsgesetz.

In den letzten Jahren hat sich neben der WHO auch die EU zu einer wichtigen Akteurin in der internationalen Gesundheitspolitik entwickelt. Angesichts des zunehmenden Personen- und Warenverkehrs hat unsere Zusammenarbeit mit der EU im Bereich Gesundheit an Wichtigkeit gewonnen. Seit 2008 verhandelt die Schweiz mit der EU deshalb über ein Gesundheitsabkommen, um sich auch auf europäischer Ebene für eine effektive Gesundheitspolitik engagieren zu können.

Für die Ausgestaltung ihrer Gesundheitspolitik richtet die Schweiz ihren Blick also auf die Welt – aber umgekehrt richtet die Welt ihren Blick auch immer wieder auf uns. Die Schweizer Drogenpolitik etwa gilt weltweit als besonders innovativ und hat viele Nachahmer gefunden. Weiter war die Schweiz 2006 das erste Land, das sich einen offiziellen Rahmen für eine gezielte Gesundheitsaussenpolitik geschaffen hat, und zwar in Form einer Zielvereinbarung zwischen dem Bundesamt für Gesundheit und dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten. Dieses Konzept einer interministeriellen Koordination, welches gegenwärtig aktualisiert wird, hat das Interesse vieler anderer Länder geweckt, und die Schweiz wird heute als Expertin in diesem Bereich konsultiert.

Eine fruchtbare Gesundheitspolitik braucht diese gegenseitige Offenheit zwischen internationalen Gremien und einzelnen Ländern. Schliesslich sind beide Seiten voneinander abhängig, denn beide können sowohl als Vorreiter als auch als Mitstreiter im Kampf für eine gesündere Welt auftreten.


Botschafter Gaudenz Silberschmidt
Vizedirektor des Bundesamts für Gesundheit
Leiter der Abteilung Internationales

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